Welche Technologien sind notwendig?
Leistungselektronik spielt bei vielen dieser Lösungen eine entscheidende Rolle. Sie ist nicht nur das Herzstück der HGÜ- Technologie, die den verlustarmen Transport über lange Strecken und die effiziente Einbindung von Strom, der in Offshore-Windparks erzeugt wurde, erst ermöglicht. Auch elektronische Kompensationseinrichtungen, die sogenannten STATCOMs, basieren auf leistungselektronischen Komponenten. Diese werden gebraucht, um den erhöhten Bedarf an Blindleistung bereit zu stellen. Denn wenn Energie von unzähligen Erzeugern ins Netz eingespeist wird, wird mithilfe der Blindleistung die Spannung geregelt. Traditionell erledigten diese Aufgabe Großkraftwerke, die in Deutschland im System gleichmäßig verteilt waren. Da wir in nun aber schneller und stärker als andere europäische Länder diese Kraftwerke vom Netz nehmen, hat sich der Bedarf an Blindleistung, die kraftwerksunabhängig eingespeist wird, stark erhöht. Aktuell realisieren wir solche Projekte beispielsweise für unseren Kunden Amprion. Damit die Energiewende gelingt, müssen aber nicht nur die Übertragungsnetze ausgebaut werden, den Verteilnetzen kommt ebenfalls eine bedeutende Rolle zu. Denn tausende kleiner Erzeugungsanlagen werden in die vorhandenen Verteilnetze eingebunden und gleichzeitig bringt der Ausbau der Elektromobilität neue Verbrauchsszenarien. Innovative, leistungselektronische Netzkomponenten bieten die betriebliche Flexibilität, um die Netze effizient auszulasten. Sensoren liefern die notwendigen nötigen Informationen – riesige Mengen –, die dann intelligente Netzleitstellen verarbeiten. Dies wird eine schnellere Entscheidungsfindung in einem dynamischeren Umfeld ermöglichen, als wir es in der Vergangenheit je erlebt haben.
Wie konnen die Energieversorger diese Aufgaben alle gleichzeitig angehen?
Die Netzbetreiber haben sich viele Gedanken gemacht und verfolgen interessante Konzepte. Wir als Hersteller haben die erforderlichen Technologien im Portfolio, z. B., um Elektrobusse effizient zu laden, wie wir künftig bei der BVG in Berlin beweisen dürfen. Ein weiteres Beispiel ist unserer LUMADA-Portfolio, das die Steuerung von Energieflüssen optimiert. Entscheidend für uns bei Hitachi Energy ist es, unsere Kunden auf diesem Weg zu beraten. Mit unserer Power Consulting Einheit erstellen wir zum Beispiel Studien zur Netzauslastung. Gemeinsam mit unseren Partnern T-Systems und Securitas haben wir unter dem Namen „Industrial Security Center“ ein ganzheitliches Angebot entwickelt zur IT-Sicherheit und IT-OT Konvergenz, das wir den Kunden aktuell vorstellen. Kürzlich sind wir eine Partnerschaft mit der Intelligent Energy System Services GmbH eingegangen, um unsere Kunden bei den Themen E-Mobility, Batteriespeicher und Digitalisierung noch besser beraten zu können.
Was fehlt also noch, um unsere Ziele zu erreichen?
Wenn wir als Gesellschaft vielen Menschen den Zugang zu zuverlässiger, bezahlbarer und nachhaltiger Energie ermöglichen wollen, dann erfordert dies Investitionen in die Energieinfrastruktur und Anreize für Innovationen. Die Technologie ist nicht der begrenzende Faktor. Die langfristigen Ziele in der Klimapolitik können vielmehr nur erreicht werden, wenn nicht in Legislaturperioden gedacht wird. Entscheidend ist der politische Wille, die Planungs- und Ausführungszyklen zu beschleunigen. Denn nur gemeinsam können wir den Aufbau eines globalen, vernetzten und wirklich nachhaltigen Energiesystems für künftige Generationen erreichen.