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Environmental technology concept. Sustainable development goals. SDGs.

Auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft

Customer Story | 5 min read

Hitachi Energy, ein globaler Technologieführer, möchte durch wegweisende neue und digitale Lösungen eine nachhaltige Energiezukunft aufbauen. Pascal Daleiden, Vorstandsvorsitzender der Hitachi Energy Germany AG und Country Managing Director Austria, Germany and Switzerland, erläutert, welche Technologien bereits vorhanden sind, um die Herausforderungen der Energiewende zu meistern.

Das folgende Interview wurde in der Beilage "Green Future - Wege in eine nachhaltigere Welt" der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) publiziert.

Herr Daleiden, wie wird sich unser Energiesystem kunftig entwickeln?

Analysen der neuesten Studien unserer Forscher bei Hitachi Energy kommen zu dem Ergebnis, dass sich der weltweite Stromverbrauch bis 2050 mehr als verdoppeln wird. Die Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen der Wandel im Transportsektor zu mehr Elektromobilität, andererseits beobachten wir den Trend in immer mehr Branchen, sich mit Strom zu versorgen, wie zum Beispiel in der Stahlindustrie und der chemischen Industrie. Elektrizität wird sich künftig immer mehr zum Rückgrat des gesamten Energiesystems entwickeln.

Gleichzeitig haben sich viele Lander hohe Ziele bei der Reduktion von CO₂ gesetzt. Wie ist das zu schaffen?

Die Europäische Union möchte bis 2050 klimaneutral sein und auf diesem Weg bis 2030 die Emissionen auf mindestens 55 Prozent der Werte von 1990 reduzieren. In vielen anderen Ländern setzt man sich ähnlich anspruchsvolle Ziele. Das ist aber nur zu schaffen, wenn folgende drei Bausteine zusammenkommen: der Ausbau von Wind-, Solar- und Wasserkraft; eine stärkere Elektrifizierung des weltweiten Verkehrs-, Gebäude und Industriesektors; und dort, wo das nicht möglich ist, die Einführung ergänzender und nachhaltiger Energieträger wie beispielsweise grünem Wasserstoff. Zusammengenommen bilden diese Blöcke die Grundlage, auf der Elektrizität zum Rückgrat des gesamten Energiesystems wird.

Was bedeutet das fur uns?

Bei fortschreitendem Ausbau liegt die größte Herausforderung für die elektrischen Netze nicht in der Bewältigung dieser Energiemenge, sondern in der Abkehr vom Planungsgrundsatz, den wir über Jahrzehnte verfolgt haben: Strom wird nicht mehr dort erzeugt, wo er verbraucht wird, sondern dort, wo er klimaneutral produziert werden kann. Dies führt zu Netzbelastungen, die nicht geplant waren. Um mit der variablen Stromerzeugung, die häufig an entlegenen Orten stattfindet, eine stabile Stromversorgung zu ermöglichen, ist es notwendig, Energie über große Entfernungen zu übertragen. Ein Beispiel dafür ist das NordLink-Projekt, für das Hitachi Energy die beiden Konverterstationen in Norwegen und Deutschland gebaut hat. Die 623 Kilometer lange Hochspannungs- Gleichstrom-Übertragungs-Verbindung transportiert überschüssigen Strom aus Wind und Sonne von Deutschland nach Norwegen und aus den norwegischen Wasserspeichern in die andere Richtung. Die Gleichstrom-Technologie hilft dabei, den Strom möglichst verlustfrei zu übertragen. Um den Austausch nachhaltig erzeugter elektrischer Energie zu ermöglichen, werden noch viel mehr solcher Interkonnektoren benötigt. 

Da wir in nun aber schneller und stärker als andere europäische Länder Kraftwerke vom Netz nehmen, hat sich der Bedarf an Blindleistung, die kraftwerksunabhängig eingespeistwird, stark erhöht. Aktuell realisieren wir solche Projekte beispielsweise für unseren Kunden Amprion.

Pascal Daleiden, Vorstandsvorsitzender Hitachi Energy Germany AG

Welche Technologien sind notwendig?

Leistungselektronik spielt bei vielen dieser Lösungen eine entscheidende Rolle. Sie ist nicht nur das Herzstück der HGÜ- Technologie, die den verlustarmen Transport über lange Strecken und die effiziente Einbindung von Strom, der in Offshore-Windparks erzeugt wurde, erst ermöglicht. Auch elektronische Kompensationseinrichtungen, die sogenannten STATCOMs, basieren auf leistungselektronischen Komponenten. Diese werden gebraucht, um den erhöhten Bedarf an Blindleistung bereit zu stellen. Denn wenn Energie von unzähligen Erzeugern ins Netz eingespeist wird, wird mithilfe der Blindleistung die Spannung geregelt. Traditionell erledigten diese Aufgabe Großkraftwerke, die in Deutschland im System gleichmäßig verteilt waren. Da wir in nun aber schneller und stärker als andere europäische Länder diese Kraftwerke vom Netz nehmen, hat sich der Bedarf an Blindleistung, die kraftwerksunabhängig eingespeist wird, stark erhöht. Aktuell realisieren wir solche Projekte beispielsweise für unseren Kunden Amprion. Damit die Energiewende gelingt, müssen aber nicht nur die Übertragungsnetze ausgebaut werden, den Verteilnetzen kommt ebenfalls eine bedeutende Rolle zu. Denn tausende kleiner Erzeugungsanlagen werden in die vorhandenen Verteilnetze eingebunden und gleichzeitig bringt der Ausbau der Elektromobilität neue Verbrauchsszenarien. Innovative, leistungselektronische Netzkomponenten bieten die betriebliche Flexibilität, um die Netze effizient auszulasten. Sensoren liefern die notwendigen nötigen Informationen – riesige Mengen –, die dann intelligente Netzleitstellen verarbeiten. Dies wird eine schnellere Entscheidungsfindung in einem dynamischeren Umfeld ermöglichen, als wir es in der Vergangenheit je erlebt haben.

Wie konnen die Energieversorger diese Aufgaben alle gleichzeitig angehen?

Die Netzbetreiber haben sich viele Gedanken gemacht und verfolgen interessante Konzepte. Wir als Hersteller haben die erforderlichen Technologien im Portfolio, z. B., um Elektrobusse effizient zu laden, wie wir künftig bei der BVG in Berlin beweisen dürfen. Ein weiteres Beispiel ist unserer LUMADA-Portfolio, das die Steuerung von Energieflüssen optimiert. Entscheidend für uns bei Hitachi Energy ist es, unsere Kunden auf diesem Weg zu beraten. Mit unserer Power Consulting Einheit erstellen wir zum Beispiel Studien zur Netzauslastung. Gemeinsam mit unseren Partnern T-Systems und Securitas haben wir unter dem Namen „Industrial Security Center“ ein ganzheitliches Angebot entwickelt zur IT-Sicherheit und IT-OT Konvergenz, das wir den Kunden aktuell vorstellen. Kürzlich sind wir eine Partnerschaft mit der Intelligent Energy System Services GmbH eingegangen, um unsere Kunden bei den Themen E-Mobility, Batteriespeicher und Digitalisierung noch besser beraten zu können.

Was fehlt also noch, um unsere Ziele zu erreichen?

Wenn wir als Gesellschaft vielen Menschen den Zugang zu zuverlässiger, bezahlbarer und nachhaltiger Energie ermöglichen wollen, dann erfordert dies Investitionen in die Energieinfrastruktur und Anreize für Innovationen. Die Technologie ist nicht der begrenzende Faktor. Die langfristigen Ziele in der Klimapolitik können vielmehr nur erreicht werden, wenn nicht in Legislaturperioden gedacht wird. Entscheidend ist der politische Wille, die Planungs- und Ausführungszyklen zu beschleunigen. Denn nur gemeinsam können wir den Aufbau eines globalen, vernetzten und wirklich nachhaltigen Energiesystems für künftige Generationen erreichen.